FRAUEN - ZIMMER 2011 - 2012
Charlotte Kreuzmayr (Herausgeberin Kunstmagazin PARNASS ) zur Eröffnung der Ausstellung FRAUEN - ZIMMER in der GALERIE IN DER SCHMIEDE ( Pasching / Linz )
Der Begriff „ Frauenzimmer“ bezeichnete ursprünglich den gesamten Hofstaat einer adeligen Dame an den Höfen des 15. Jahrhunderts. Seit dem 17. Jahrhundert wird er auf einzelne Frauen angewendet.
Heute ist die Frauenrolle eine ganz andere.
Ingrid Brandstetter beschäftigt sich seit Jahren mit Bildthemen aus der Mythologie und Literatur. Die Themen dienen ihr dazu, um in ihren Bildern Geschichten zu erzählen. In den letzten Serien ging es zum Beispiel im „ American Breakfast“ um die Person Barack Obama oder 2010 / 2011 um „ Früh – Stücke“. Diesmal sind es also „ Frauen – Zimmer“, wobei man das Wort durchaus zweideutig auffassen kann.
Ingrid Brandstetter erhielt ihre Ausbildung bei Professor Maximilian Melcher an der Akademie der Bildenden Künste in der Meisterklasse für Malerei und Grafik in Wien.Sie kommt also von der Tradition der figuralen Malerei.
Heute lebt die Künstlerin in Schönberg am Kamp. Neben dem Wohnhaus hat sie sich ein Atelierhaus mit offenem Dachstuhl gebaut, das viel Nordlicht einlässt.
Nicht unweit von dort, in Schiltern, ist ihr Geburtsort.
Wie geht sie nun an ein Bild heran: Ausgangspunkt ist manchmal ein flüchtiges Foto aus den Medien, dann folgen Skizzen und eine Zeichnung auf der Leinwand. Es sind keine realen Personen, die dargestellt werden, vielmehr geht es um Bewegung und die Komposition im Raum.
War die Farbpalette vor zwei Jahren noch eher in Pastelltönen gehalten, so arbeitet sie jetzt mit kräftigen Farben, die sie in schnellen Pinselstrichen in mehreren Schichten und Prozessen auf die Leinwand bringt.
Neu ist auch der Lichteinfall in ihren Arbeiten. Scheinwerfer im Atelier spenden bei Bedarf seitliches Licht . So gibt es auch auf den Bildern dieses lebendige Licht, von links oder rechts, das ihre Figuren auch plastisch hervorhebt und die Farben zum Leuchten bringt.
Ihre Arbeiten gewähren Zutritt in die Welt der Frau, mit all den Utensilien, mit denen sie sich gerne umgibt. Die Künstlerin bringt auch gerne Persönliches aus ihrem Wohnbereich ein. Einmal ist es ein Schmuckstück, dann eine Handtasche, natürlich Schuhe, dann wieder ein Polster oder ein kleinen Tischchen.
Somit hat man einen sehr persönlichen Zugang zu ihren Frauendarstellungen, die auf Grund ihrer Haltung und vor allem durch die Gesichtszüge ihre Persönlichkeit ausdrücken. Wir erfahren, ob sie melancholisch oder weltoffen, sportlich oder elegant, kapriziös oder gar erotisch sind.
Faszinierend auch für mich, wie Ingrid Brandstetter die Hauttöne in den Gesichtern modelliert und den Ausdruck der Augen setzt.
Der frontale Blick trifft einen selten.
Aber auch das sogenannte „Zimmer“ der Frau , der Raum an sich, ist ihr ein Anliegen .Es zeigt nur das Interieur, ohne Frauengestalten. Wir sehen Attribute, wie etwa ein Abendtäschchen oder bereit gestellte rote Schuhe, in die man nur noch hineinschlüpft, um zu einem Date zu gehen.